Motto-Kneipe 05. Februar 2021

8 Mai

Von der Höhle zum Hochhaus

Nicht nur unser Bundesleben, sondern auch die Freizeitgestaltung der Studierenden wurden von einem zweiten Online-Semester im Lock-down getroffen. Weil wir uns also nicht in zwielichtigen Spelunken herumtreiben konnten, beschlossen wir, uns die Kneipe nach Hause zu holen – sprichwörtlich sogar, denn mal wieder konnten alle unsere Bundes- und Verbandsgeschwister sowie nicht-korporierte Gäste von zu Hause aus teilnehmen. Ob wir uns alte Zeiten zurückwünschen oder auf eine blühende Zukunft blicken wollen, blieb den Teilnehmenden selbst überlassen. Sie waren gebeten ein Kostüm unter dem Motto „Zeitreise“ zu tragen.

So versammelte sich eine Kneip-Corona aus Griechin und Römer, Steinzeitmensch und Soldat sowie Gegenständen vergangener Tage wie zum Beispiel ein gelber Sack oder ein Oetti „Rouge“ – das Helle mit dem strahlend rosafarbenen Etikett – und viele mehr.

Ohne Sakko hielt Bbr. Henrik Hegenberg das Officium möglichst kurz. Dafür konnten wir zeitig in die Spiele und den Spaß des inoffiziellen Teils eintauchen. Dafür wurden die Kneipant*innen verschiedenen Epochen zugeteilt: Steinzeit, Antikes Rom, deutscher Idealismus, Moderne und die Zukunft waren vertreten. Nach dieser Einteilung konnte unsere Zeitreise beginnen und Bschw. Michelle Oppermann führte uns mit Bbr.Bbr. Henrik Hegenberg und Jan Philip Fahrbach an ihrer Seite durch die Epochen der Ingvaeonen-Geschichte.

Unsere Historie hatte scheinbar vor etwa 200 000 Jahren in der Steinzeit begonnen. Seitdem hat sich sicher vieles getan, aber einiges ist heute kaum anders: Uns wurde berichtet, dass unsere Bundesgeschwister auch schon damals in schlecht beheizten Höhlen hausten, denen es am Presskeller mangelte. Dennoch ließen sich unsere Bundes- und Verbandsgeschwister des antiken Roms nicht davon abhalten, ein Trinkgesetz nach dem anderen zu schreiben.

»Trinke niemals Whisky mit Wasser und trinke niemals Wasser ohne Whisky.«

Bbr. Martin Neuhaus

Durch viele Trinkgesetze gestützt ist vermutlich das Kneipen-Schlagen entstanden, jedoch scheinen die Ingvaeonen in der Zeit von Antike bis zum deutschen Idealismus eine hohe Alkoholtoleranz aufgebaut zu haben. Zur Unterhaltung genügten durch kühles Bier allzu feuchte Kehlen nicht mehr. Die Kneipanten sehnten sich nach fröhlichen Späßen, sodass die Antiken-Gruppe eine Biermimik vortrug – selbstverständlich in Gedichtform, denn wir verfolgen schließlich das musische Prinzip.

Bisher blühte und gedieh die Ingvaeonia ungeschlagen. Von der Zukunfts-Gruppe erfuhren wir, dass unser Bund auch in der Disziplin Wachsen in den nächsten Jahrzehnten mit Höchstleistungen aufwarten wird: Im Jahr 2147 wird die Ingvaeonia in einem eigenen Hochhaus mit 56 Zimmern wohnen. Unser Haus in der Wehrstraße wird als Museum alter Ingvaeonen-Geschichte dienen. Um uns in dieser befremdlichen Zeit zurechtzufinden waren die zukünftigen Ingvaeonen so zuvorkommend, uns den Weg vom Bahnhof durch ein Labyrinth von fliegenden Luft-Rädern zu unserem Haus zu beschreiben.

Neben dem Nacherzählen unserer fiktiven Bundesgeschichte hatten die teilnehmenden Gruppen noch weitere kleine Aufgaben zwischendurch. So begleitete die Moderne uns mit falsch-zugeschriebenen Zitaten in Form von Tweets durch den Abend. Um mir die langen Erklärungen zu sparen, folgt ein Beispiel:

»Und ein rosiger Kuss ist nicht minder frei, so spröd und verschämt auch die Lippe sein.«

Katja Krasavice (Deutsch-Tschechische Sängerin und You-Tuberin mit auffallendem Äußeren)